Sonntag, 30. Dezember 2012

Bauanleitung für Zahnleistenhobel und Jalousiehobel

Beim Blättern in einem Nachdruck von Friedrich Wilhelm Mercker "Der Tischler" habe ich diese Anleitungen zum Bau eines Zahnleistenhobels und eines Jalousiehobels gefunden. Mercker nennt den Jalousiehobel hier "Nuthhobel", die Beschreibung zeigt aber, dass er zum Herstellen der Nuten dient, in denen die Rolladen von z. B. Schreibtischen laufen. Das Buch ist ursprünglich 1834 erschienen, 2002 vom Reprint-Verlag in Leipzig nachgedruckt worden, aber mittlerweile vergriffen.


Zu den außergewöhnlichen Werkzeugen gehören die Taf. VI. Fig 79, 80 und 81 und Fig. 82, 83 und 84 in einem Drittheil der natürlichen Größe nach beigefügtem Maaßstab dargestellten Hobel, von denen man den ersten zur leichtern Anfertigung der Zahnleisten bei Bücherschränken nöthig hat, die außerdem, wenn die Zähne schräg angeschnitten werden, sehr viel Arbeit verursachen und der andere dient zum Einstoßen der Nuthen, worin die Fig. 52 angeordneten Schieber k, k, ... laufen, die auch häufig bei anderen Meubles, vorzüglich den Schreibtischen vorkommen und bei aus freier Hand eingeschnittnen Nuthen keinen guten Gang bekommen würden.

Fig. 80 Zahnleistenhobel in der obern Ansicht
Fig. 79 Zahnleistenhobel in der Seitenansicht

Soll man einen Zahnleistenhobel, wie der Fig. 81 im Profilriß, Fig. 80 in der obern Ansicht und Fig. 79 in der Seitenansicht dargestellte ist, anfertigen, und ist das dazu nöthige Stück Holz nach der Stärke ab, der Höhe ac Fig. 81 und der Länge AB Fig. 79 ausgehobelt, auch die obere Stärke cd Fig. 81 mit dem Streichmaaße wie Fig. 80 DE vorgerissen, so theilt man die ganze Länge DE in 4 Theile und winkelt vom Theile I eine Linie IO herüber, die dann wieder in 4 Theile getheilt wird, von denen dreie von I nach 3 auf DE herabgetragen, und von da die schräge Linie 3-O und in Fig. 79 die nach dem Gehrmaaße O-L aufgerissen werden. Sind diese Linien, die die Lage des Hobeleisens bestimmen, angegeben, so reißt man auch die obere Schräge auf der untern noch glatten Fläche oder der Bahn vor, die erst nach dem Einstemmen der Löcher für Eisen und Keil die Form efghik Fig. 81 erhalten und giebt auch Fig. 80 oben und unten die Breitengrenzlinien FG und HI und die Linie KL parallel mit O3 an, worauf das Loch gestemmt werden kann. Der Schnitzer lgm Fig. 81, der zum Vorschneiden des Zwergholzes dient, wird Fig. 79 einen Zoll von f oder dem ersten Eisen entfernt winkelrecht mit AB auf den Grad eingeschnitten, damit der vor demselben befindliche hölzerne Keil k hält, und darf Fig. 81 vor der Fläche fg nur zwei bis drei Papierdickten vorstehen. Das Eisen, welches die Zahnschräge ausstößt, indem der Hobel mit der Anschlagsfläche ik Fig. 81, an die winkelrecht bestoßene Hörnfläche der 1 1/2 zölligen Pfoste, aus welcher nach der Anfertigung der Zähne die Leisten geschnitten werden, fest angehalten, oder in einem schon eingestoßenen Zahn fortgesetzt wird, bekommt unterhalb die schräge Form gh Fig. 81 und muß so lange zugeschliffen werden, bis es, nachdem der Hobel fertig ist, einen gleichen Vorstand vor der Bahn gh erhält.

Fig. 83 Nuthhobel im Profilriß
Fig. 82 Nuthhobel im Längendurchschnitt
Fig. 81 Zahnleistenhobel im Profilriß

Der Nuthhobel, der Fig. 82 im Längendurchschnitte, Fig. 83 im Profilrisse und Fig. 84 in der obern Ansicht gezeichnet ist, erhält zu seiner Länge dasselbe Maaß wie der erstere Hobel, wird unten Fig. 83 zu beiden Seiten seiner Bahn nach ade ausgefälzt, damit die Feder daad erhalten wird und das Eisen cbaabc, welches die Späne wegnimmt und wie ein gewöhnliches breites Nuthhobeleisen geformt ist, seinen für die Nuth gehörig tiefen Stand erhalten kann. Die schräge Lage dieses Eisens ist Fig. 82 nach der Gehrung durch die Linie OL bestimmt und die Form des Loches, durch welches die Späne ausgeworfen werden, zeigt die gebrochene Linie abc an, die von b nach c winkelrecht angeordnet ist. Fig. 84 ist die Form dieses Loches von oben anzusehen mit defghikl bezeichnet dargestellt und einen Zoll davon entfernt auch die Oeffnung mnop für den Keil und doppelten Schnitzer bestimmt, der die Form, wie Fig. 131 H, Taf. X erhält und Fig. 82 seinen winkelrechten Stand hinter dem Keile d bekommt.

Fig. 84 Nuthhobel in der obern Ansicht

Die etwas altertümliche Sprache macht vielleicht etwas Probleme beim Verständnis, aber ich denke, mit Hilfe der Abbildungen (vergrößern durch Anklicken) wird man zurechtkommen. Viel Spaß beim Nachbau!
Quelle: Friedrich Wilhelm Mercker "Der Tischler" (Reprint-Verlag-Leizig, 2002)

Dienstag, 2. Oktober 2012

Alte Werkzeugkataloge

Den ersten Antrieb, mich mit der Geschichte der mitteleuropäischen Werkzeughersteller zu beschäftigen, bekam ich durch das Buch "Die Werkzeuge des Schreiners und Drechslers" von Günther Heine und vor allem durch seine Doktorarbeit über die Hamburger Werkzeugmacher 1). Für diese Arbeit hat Heine die besonderen Umstände erforscht, die in der Hansestadt zu einem neuen Berufsstand geführt haben. In seinen vergleichenden Betrachtungen mit den Werkzeugfabriken in Mitteleuropa nennt Heine Namen, zeigt Werkzeuge, Herstellerstempel und Katalogauszüge. Aus diesen Daten ist damals eine erste Zusammenstellung auf meiner Homepage entstanden.

In Heines Werkzeugbuch spielen die Hersteller keine große Rolle. Aber um die Vielfalt der früher produzierten Hobel zu zeigen, bringt er an vielen Stellen Auszüge aus alten Katalogen, die heute noch in Bibliotheken zu finden sind. Aus diesen Daten und meinen eigenen Recherchen in Bibliothekskatalogen und mit der Buch-Suche von Google hatte sich bei mir der Eindruck verfestigt, dass die ersten Werkzeugkataloge in Deutschland bzw. Österreich in den 1860er Jahren entstanden sind.

Der erste dieser Kataloge stammt von Joh. Weiss & Sohn in Wien und erschien 1861. Auf der Weltausstellung in London 1862 erhielt die Firma dafür eine ehrenvolle Erwähnung. 1866 ließ Georg Baldauf einen Katalog mit farbigen Lithographien seiner Werkzeuge drucken. Und drei Jahre später erschien Franz Wertheims "Werkzeugkunde", wegen der farbigen Darstellungen einer großen Anzahl von Werkzeugen und dank Wertheims PR-Talent wohl der bekannteste Katalog aus dieser Zeit. Abbildungen der Titelseiten habe ich in einem anderen Blogbeitrag wiedergegeben.

Diese drei Werke hatte ich also bisher für die frühesten deutschsprachigen Kataloge gehalten. Einen weiteren Katalog von Joseph Steiner (ca. 1870) entdeckte ich in der Technischen Informationsbibliothek Hannover.

Als deshalb vor einiger Zeit eine Preisliste von Joh. Weiss aus dem Jahr 1858 angeboten wurde, war ich zuerst misstrauisch. Der Verkäufer bestätigte aber diese Jahresangabe und tatsächlich ist das Vorwort mit 1858 datiert. Der Text lässt vermuten, dass diese Preisliste nicht die erste ihrer Art von der Firma Weiss ist.


Preisliste Joh. Weiss (1858)

Erstaunlich ist das eigentlich nicht, denn die Firma Weiss existierte bereits seit 1820. Als Absatzgebiete werden in einer Quelle von 1845 "Polen, Preußen, Baiern, Türkei, Serbien und Griechenland" genannt. Man kann also annehmen, dass die Fabrik spätestens in den 1840er Jahren eine Größe erreichte, die gedruckte Kataloge als Grundlage für Bestellungen nötig machte.

Von anderen Firmen kenne ich eine ähnlich alte Preisliste nur von Joseph Steiner in Laupheim. Die von der State Library of Victoria online gestellte Liste soll laut deren Katalog von 1862 sein. Interessant sind die Bezüge bei den einzelnen Posten auf eine entsprechende Nummer im Musterbuch. Offensichtlich hat auch die Firma Steiner bereits zu dieser Zeit Zeichnungen ihrer Werkzeuge veröffentlicht.

Ein besonders spannendes Zitat stammt von Franz Wertheim selbst. Er schreibt im Vorwort zu seiner "Werkzeugkunde", dass er bereits in den Vierziger Jahren "eine Anzahl lithographirter Werkzeugtabellen" herausgegeben habe. In einem Katalog der "Kreis-Muster-Modelle-Sammlung von Unterfranken und Aschaffenburg" von 1856 wurden 15 "Tafeln mit Zeichnungen von Tischlerwerkzeugen von Franz Wertheim in Wien" aufgelistet.

Neben den ganz frühen Preislisten der Firma Johann Weiss warten also zumindest noch das erste Musterbuch von Joseph Steiner und die lithographierten Werkzeugtabellen des Franz Wertheim auf ihre Entdeckung. Bis dahin bleibt meine Weiss-Preisliste von 1858 der älteste mir bekannte deutschsprachige Werkzeugkatalog.


Quellen:
1) Dr. Günther Heine
Hamburger Werkzeugmacher im 19. Jahrhundert - Die gewerbliche Herstellung von Tischlerwerkzeugen
Dissertation Universität Hamburg, Hamburg, 1991

Donnerstag, 16. August 2012

Bilder aus der Fabrik von Joh. Weiss in Wien

In alten Werkzeugkatalogen präsentierten die Hersteller oft eine Ansicht der Fabrik, die ihre Größe und Leistungsfähigkeit demonstrieren sollte. Eine Auswahl solcher Abbildungen habe ich auf dieser Seite zusammengestellt:
https://www.holzwerken.de/museum/hersteller/fabriken.phtml
Meist handelte es sich um Stiche mit Schrägansichten, von einem erhöhten Standort aus gesehen. Mit dem Aufkommen der Photographie zeigten neuere Kataloge auch vereinzelt Aufnahmen vom Innern einer Fabrik. Alle diese Abbildungen waren in Schwarz-Weiß, jedenfalls in Katalogen vor ca. 1970.

Die ganz frühen Werkzeugkataloge waren noch wesentlich prachtvoller gestaltet, wie die folgenden Beispiele zeigen:


Baldauf (1866)

Wertheim (1869)

Steiner (1870)

Ein besonders schönes Beispiel ist der Katalog der Firma Joh. Weiss & Sohn von 1870. Inhaltlich ist er weitgehend identisch mit dem Katalog von 1861, der auf der Weltausstellung 1862 in London vorgestellt wurde. Allerdings wurden die Abbildungen nachkoloriert und der Katalog mit einem prächtigen Einband versehen. Die Abbildungen darauf zeigen neben einer Gesamtansicht der Fabrik die einzelnen Abteilungen mit vielen Details. Aus einer Aufnahme der Titelseite, die mir zur Verfügung gestellt wurde, habe ich die folgenden Detailbilder herauskopiert.

Gesamtansicht der Fabrik

Die Abbildung zeigt das in 1854 neu erbaute Fabrikgebäude an der Ecke Margarethenstraße/Straußengasse (weitere Abbildungen auf dieser Seite). Der Stich ist umrahmt von Erzeugnissen der Firma Weiss. Bemerkenswert ist links oben ein Falzhobel mit der 1861 patentierten Parallelverstellung und rechts oben ein Spezialhobel, dessen Funktion ich nicht kenne.


Das Holzlager im ersten und zweiten Stock des Gebäudes zeigt die großen Vorräte an getrockneten Kanthölzern, wohl hauptsächlich Weißbuche und Rotbuche.


Nach dem "Amtlichen Katalog" zur Weltausstellung in Wien 1873 betrug die Produktion der Firma Weiss & Sohn im Jahr 1872 "2500 Hobelbänke und wöchentlich 2-3000 Stück Hobel und andere Werkzeuge". Pro Tag wären hier also ca. acht Hobelbänke entstanden.



Im Maschinenhaus arbeiteten "zwei Dampfmaschinen mit 12 und 25 Pferdekräften".



Die Antriebskraft wurde über ein Transmissionssystem mit Gestängen, Rädern und Treibriemen in die Maschinenwerkstätte weitergegeben und trieb dort die Kreissägen und Hobelmaschinen an.


In der Schlosserei wurden die eisernen Teile z. B. für Hobel und Hobelbänke hergestellt.


Die großen Schleifsteine wurden ebenfalls von den Dampfmaschinen angetrieben. Hier wurden die von der Firma Josef Herrmann bezogenen Hobeleisen geschliffen.


In der Tischlerei wurden Hobel und die hölzernen Teile diverser Werkzeuge hergestellt.


Das Magazin und die Verkaufsräume befanden sich im Erdgeschoß des rechten Flügels, zur Margarethenstraße hin.


Auf dieser Seite sind außerdem einige Photographien aus dem Inneren der Weiss-Fabrik zu finden.

Freitag, 24. Februar 2012

Werkzeugkatalog Franz Wertheim 1869

Über die Wiener Werkzeugfabrik des Franz Wertheim hatte ich bereits in einem früheren Blogeintrag berichtet. Dort ist auch Wertheims "Werkzeugkunde" erwähnt, deren vollständiger Titel lautet:
"Werkzeugkunde zum Gebrauche für technische Lehranstalten, Eisenbahnen, Schiffbau u Industrie Gewerbe als Tischler, Drechsler, Fassbinder, Wagner, Zimmerleute, Modelleure & Mechaniker von Franz R. v Wertheim, k. k. Hof u. I. land. bef. Werkzeugfabrikant zu Wien"

Durch einen Blogeintrag von Joel Moskowitz habe ich erfahren, daß es jetzt eine Online-Version dieses Katalogs gibt. Franz Wertheim hatte die "Werkzeugkunde" auf Deutsch und auch auf Französisch veröffentlicht. Beide Ausgaben bestehen aus jeweils zwei Bänden. Der erste Band enthält die Werkzeugbeschreibungen und wird ergänzt durch ganzseitige Farbtafeln mit den Abbildungen im zweiten Band. Die Princeton University besitzt die französische Fassung dieses Werks und hat jetzt beide Bände aufwendig eingescannt und online gestellt:


Wertheims Werk ist kein Verkaufskatalog, wie sie zu dieser Zeit von anderen österreichischen und deutschen Firmen erstellt wurden. Vielmehr möchte Wertheim, wie er im Vorwort schreibt, "vom praktischen Standpunkte aus anführen, wie jedes Handwerkzeug richtig zu benennen, aus welchen Stoffen es gemacht ist und welche Nutzeffecte mit ihm zu erreichen sind, so zwar, dass dieses Werk für technische Lehranstalten, industrielle Etablissements, wie für den Handarbeiter brauchbar ist."

Wertheim hat deshalb nicht nur die in seiner Fabrik erzeugten Werkzeuge gezeigt und beschrieben. "Ich habe bei der Wahl der in diesem Buche dargestellten Werkzeuge nicht ausschliesslich den österreichischen Standpunct eingenommen und daher auch jene Handwerkzeuge, die in England, Frankreich und Amerika nach praktischen Erfahrungen zweckmässiger als unsere, hier aufgenommen."

Die "Werkzeugkunde" ist nicht nur für den Historiker ein grundlegendes Werk, sondern auch für den Sammler eine wichtige Quelle. Die schön kolorierten Zeichnungen von gewöhnlichen bis zu exotischen Werkzeugen sind ein Genuss für jeden Werkzeugliebhaber.

Eine Veröffentlichung der vollständigen deutschsprachigen Version gibt es bisher nicht, aber der Textband der "Werkzeugkunde" werden sowohl von Google als auch von der Bayerischen Staatsbibliothek (BSB) angeboten:


Beide Versionen stammen von demselben Original im Bestand der BSB, das dort auch eingesehen werden kann. In der Qualität der Wiedergabe sind die Online-Versionen vergleichbar. Die Umsetzung in Text scheint identisch zu sein, die Zuordnung zu den Seiten ist bei der BSB besser gelöst. Beide Quellen bieten die Möglichkeit, eine PDF-Datei herunterzuladen.


Donnerstag, 23. Februar 2012

Geschäftsanzeigen 1865

Die Google Buchsuche ist eine feine Sache. Sie ermöglicht mir, bequem von zu Hause aus in den großen Bibliotheken der Welt zu stöbern. Sehr erleichtert wird das, weil Google die Bücher und Zeitschriften nicht einfach nur einscannt, sondern sie auch (so gut das möglich ist) in Texte umsetzt. Deshalb kann ich damit in Sekunden Quellen finden, die mir selbst vor Ort in einer Bibliothek vermutlich verborgen blieben.

Immer wieder entdecke ich so mir bisher unbekannte Werkzeughersteller oder neue Details über bereits bekannte. Neben den nüchternen Informationen sind es auch Details aus dem Leben der Leute, die die Suche spannend machen. Auch ein "Werkzeugverfertiger" heiratet, bekommt Kinder, zieht um, geht bankrott oder stirbt. Und alles ist in Meldungen und Geschäftsanzeigen festgehalten und dank Google leicht zugänglich.

Und manchmal finde ich auch etwas ganz Besonderes, wie diese beiden Geschäftsanzeigen, die Seite an Seite 1865 im "Münchener Fremdenblatt" erschienen sind. 1)


Joh. Graf empfiehlt sein Geschäft in der Schommergasse 14. Aus anderen Anzeigen geht hervor, daß Graf das Geschäft im Oktober 1864 neu eröffnet hat. Neben der Fertigung der hier aufgeführten Waren nahm Graf auch "Bestellung an von allen Sorten Holzarbeiten und zwar von dem einfachsten Hausgeräthe an bis zu den phantasiereichsten und Luxusmoebel". 2) Die Menge an offerierten Waren aus eigener Produktion läßt vermuten, daß die Firma Graf ein größerer Betrieb gewesen sein muss. Ich vermute, daß es auch ein moderner Betrieb gewesen ist, denn das Münchener Adreßbuch von 1866 3) führt "Joh. N. Graf" als "Maschinen-Tischler" auf. Das waren Tischler, die die hölzernen Teile von Maschinen herstellen konnten, und man kann deshalb annehmen, daß Grafs Werkstatt selbst auch mit Maschinen ausgestattet war.

Die Schommergasse in der Münchner Ludwigsvorstadt existiert heute nicht mehr. Sie wurde 1946 in Adolf-Kolping-Straße umbenannt.


Die zweite Anzeige stammt von der Eisen- und Geschmeidwaaren-Handlung Ludwig Frank in der Schäfflergasse 16. Über diese Firma habe ich leider nicht viel mehr herausfinden können. Die Anzeige ist jedenfalls sehr detailreich, und die vorgestellten Werkzeuge, insbesondere die große Auswahl an Sägen und der hübsche Hobel im Vordergrund, würden mich zum Stöbern einladen, wenn es dieses Geschäft noch gäbe.

Laut einem Verzeichnis von 1863 hatten damals 17 Einwohner von München eine "gewerbspolizeyliche Licenz" zum Werkzeugmachen und es gab eine Werkzeugfabrik. Da gibt es für mich also noch viel zu entdecken.



Quellen:
1) Münchener Fremdenblatt: mit Tagesanzeiger und Quartiergeber, 1865
https://books.google.de/books?id=KdZMAAAAcAAJ&pg=PA68
2) Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik, 1865
https://books.google.de/books?id=EdxFAAAAcAAJ&pg=PT30
3) Adreßbuch für München, 1866
https://books.google.de/books?id=umJBAAAAcAAJ&pg=PA180
4) Medizinische Topographie und Ethnographie der k. Haupt- u. Residenzstadt München, 1863
https://books.google.de/books?id=BHLOAAAAMAAJ&pg=RA1-PA177