Donnerstag, 2. Dezember 2010

Zum Advent: Hobelspäne backen

Alte Lexika sind eine wichtige und interessante Quelle, wenn man wissen möchte, mit welchen Werkzeugen unsere Vorfahren gearbeitet haben. Auf der Suche nach Namen und Beschreibungen von Hobeln bin ich in der "Oeconomischen Encyclopädie" des Johann Georg Krünitz auf dieses über zweihundert Jahre alte Rezept für ein Gebäck namens Hobelspäne gestoßen:

Auch ein gewisses Gebackenes von Mandeln und Zucker, welches diesen Spänen von außen gleicht, wird Hobelspäne genannt.
Man nimmt 3 Eyer, rührt darunter 8 Loth gestoßene Mandeln, und 10 Loth geläuterten Zucker, rührt es eine gute halbe Stunde, schneidet Oblaten nach der Länge, streicht den Teig, nachdem er abgerührt ist, darein, und bäckt sie in einer Tortenpfanne, nimmt sie alsdenn heraus, und beugt sie krumm, indem sie noch warm sind.
Oder: Man nimmt geschälte und mit Rosenwasser abgestoßene Mandeln, 1/4 Pfund, und eben so viel feinen Zucker, streicht es, so dünn als möglich, auf eine Oblate, zerschneidet sie in schmahle Stückchen, wickelt sie um eine Spindel, läßt sie an derselben trocken werden, nimmt sie dernach sacht von der Spindel ab, legt sie auf Papier, und bäckt sie in einer Tortenpfanne. Siehe auch Mandel-Späne, Th. I, S 761.

Das hört sich doch lecker an, zumal Zutaten und Zubereitung an die Herstellung von Marzipan erinnern. Wissen muß man noch, daß ein "Loth" zwischen 14 und 18 Gramm waren (lt. Wikipedia). Und mit "geläutertem Zucker" wird wohl raffinierter Zucker gemeint sein, also das, was wir als den normalen Haushaltszucker kennen. Die Spindel kennt doch sicher jeder aus dem "Dornröschen", oder? Man kann auch ein einfaches Rundholz (Besenstiel) nehmen. Was eine Tortenpfanne ist, habe ich nicht herausgefunden, aber ich denke, daß eine Art flache Bratpfanne damit gemeint ist. Im Backofen kann man ein normales Backblech nehmen oder eine Tarteform.


Unter dem Eintrag "Mandelspäne", auf den oben verwiesen wurde, steht eine weitere Variante dieses Rezepts. Interessant finde ich an dieser Beschreibung auch, wie man früher ohne Küchenmaschine und Backpapier ausgekommen ist:

Mandel=Späne, oder Hobel=Späne. Man kann ein oder zwey Pfund Mandeln nehmen, nachdem man gebrauchet, auch etwann den vierten Theil bittere Mandeln dazu nehmen, und solche klein stoßen; alsdenn auf ein Pfund Mandeln 1/2 Pfund fein geriebenen Zucker; hat man aber bittere Mandeln mit dazu genommen, so rühret man 3/4 Pfund Zucker mit den Mandeln wohl durch einander; alsdenn wird auf ein Pfund Mandeln das Weiße von 6 Eiern mit einer birkenen Ruthe zu einem Schnee oder steifen Schaum geschlagen und dazu gerührt; sodenn ein Eisenblech, dergleichen die Bäcker gebrauchen, sauber rein und warm gemacht, mit reinem Wachs wohl beschmieret, von den angerührten Mandeln einen Messerrücken dick, ganz eben und dicht überher darauf gethan, und in einem Backofen, welcher nicht zu heiß, sondern meist verschlagen ist, gelblich gebacken. Sogleich als man es heraus nimmt, schneidet man es in breite Striemen, ungefähr 2 Finger breit und 2 Finger lang, und wickelt solche auf runde Hölzer, daß es wie Hobelspäne aussieht. Die oberste Seite von dem Gebackenen muß auch oben bleiben. Bei dem Abschneiden und Umwickeln mus man etwas geschwinde verfahren, sonst wird es hart und zerbricht. Wenn es hart ist, kann man es von den Hölzern abziehen, und bis zum Anrichten ein wenig warm und trocken halten; sonst pflegt es nachzulassen und weich zu werden. Wenn man keine Gelegenheit mit einem Backofen hat, so muß man es nach und nach in einer Tortenpfanne also gar machen. Man kann auch sonst bey dem Aufwickeln allerhand Figuren oder Modelle davon machen. Es ist ein schön leicht Gebackenes; man muß sich aber bei dem Backen wohl in Acht nehmen, weil es leicht braun wird.

Für dieses Jahr sind bei uns zu Hause schon alle Plätzchen fertig gebacken. Aber wenn jemand Lust hat dieses Rezept auszuprobieren, würde ich mich freuen zu hören, wie es geschmeckt hat.


Quellen:
http://books.google.de/books?id=vsNCAAAAYAAJ&pg=PA49 (24. Theil, 1790)
http://books.google.de/books?id=SQE2AAAAMAAJ&pg=PA761 (1. Theil, 1782)
Projekt 'Krünitz Online' der Uni Trier

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