Donnerstag, 11. November 2010

Hobelbau klassisch - Das Projekt

Schon lange hatte ich vor, einen Hobel selbst zu bauen. Nicht daß ich unbedingt noch einen brauche, das wäre bei dem Umfang meiner Sammlung schwer zu rechtfertigen. Aber ich beschäftige mich viel mit den Herstellern von Hobeln, und schließlich habe ich Lust bekommen, selbst mal einen zu machen.

Die selbst gebauten Hobel, von denen in den diversen Foren berichtet wird, sind meistens entweder aus mehreren Teilen verleimte sogenannte Krenov-Hobel oder eher aufwendige Infill-Hobel aus Stahl, Messing und exotischen Hölzern. Ich will dagegen einen einfachen Fausthobel bauen, wie er in Deutschland und anderen mitteleuropäischen Ländern üblich ist, mit eingegrateter Nase und einem Wangenwiderlager. Da ich keine deutschsprachigen Quellen darüber kenne, wie diese Hobel hergestellt wurden, ist der Bau gleichzeitig eine Zeitreise in die frühen Werkzeugfabriken.

In meiner Werkstatt lagert schon länger ein Stück Weißbuche, das mir Andreas mitgebracht hat, als wir uns anläßlich der Ausstellung zur Firma Ott in Ochsenfurt getroffen haben. Auch schon einige Jahre steht in meinem Bücherregal das Buch "Making Traditional Wooden Planes" von John M. Whelan (Astragal Press, 1996). In meiner Sammlung fand sich schließlich ein praktisch neues Kirschen-Hobeleisen, ein Einfacheisen von 48 mm Breite. Der Weißbuchenblock wird nur einen Hobel von 22 cm Länge hergeben, und so habe ich mich entschieden, einen Putzhobel zu bauen. Zum Ausgleich dafür, daß das Eisen keine Klappe hat, werde ich ihm einen Bettungswinkel von 50 Grad geben.

Zuerst habe ich die mit Leim versiegelten Enden des Klotzes abgeschnitten, die Kernseite als zukünftige Sohle mit Schlicht- und Putzhobel abgerichtet und von da ausgehend Dicke und Breite des Hobels abgemessen und auf Maß gehobelt. Die Rechtwinkligkeit aller Kanten ist kritisch, steht im Whelan, und wenn man sich die komplexen Risse für das Hobelmaul anschaut, weiß man auch, warum. Das Hobeleisen muß perfekt gelagert sein und soll sich später auf Millimeterbruchteile genau einstellen lassen. Schon kleinere Ungenauigkeiten werden dann Schwierigkeiten bereiten oder den Hobel gänzlich unbrauchbar machen.




Das Photo zeigt den fertig vorbereiteten Weißbuchenklotz mit der angerissenen Spanöffnung und dem Hobelmaul. Seitlich sieht man die Linien für das Hobeleisenbett und die Vorderkante des Keils. An den oberen Kanten sieht man noch etwas Rinde. Ich hoffe, das wird beim Abrunden der Kanten wegfallen. Darin liegt auch der Grund, warum ich nicht die Splintseite als Sohle gewählt habe, wie es allgemein empfohlen wird.

Als nächstes steht jetzt das Aushöhlen des Spanlochs an. Bis dann!

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Links:
Practical Plane Making by William J. Armour
Building a Traditional Coffin Smoother by Leif (Norse Woodsmith)

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