Freitag, 22. Oktober 2010

Google Buchsuche, Tips & Tricks

Viele Informationen, die auf meiner Homepage zu finden sind, habe ich in alten Büchern gefunden, die in der Google Buchsuche zugänglich sind. Über die Nachteile dieses Google-Dienstes für Autoren und Unzulänglichkeiten, die bei massenhaftem Einscannen von Büchern entstehen, ist schon viel geschrieben worden. Die Vorteile für die Informationsbeschaffung sind aber erheblich.

Zum einen macht die Buchsuche viele Werke vor allem in den USA zugänglich, an die man sonst nur mit ziemlichem Aufwand herankäme. Noch schwerer aber wiegt die Möglichkeit, erst einmal über die Textsuche herauszufinden, welche Bücher denn lohnenswert sind. So kann ich zwar viele alte Bücher in der Bayerischen Staatsbibliothek in München ausleihen oder im Lesesaal einsehen. Oft sind das aber Bücher, die ich mit Hilfe der Google Buchsuche überhaupt erst entdeckt habe. Und meistens brauche ich aus einem Buch nur einen kurzen Abschnitt. Diesen Text online zu finden und lesen zu können, ohne erst das Buch bestellen zu müssen, ist schon sehr bequem.

Wenn man in der Buchsuche einen Begriff eingibt, bekommt man, wie von der normalen Suchmaschine gewohnt, eine Trefferliste. Schnell stellt man fest, daß nicht alle Treffer zu vollständig lesbaren Büchern führen. Von vielen Büchern sind nur kleine Schnipsel zu sehen (Snippet-Ansicht). Das hat mit dem Urheberrecht zu tun, sagt Google. Aber das stimmt nur zum Teil, denn dieses Recht legt Google für US-Bürger anders aus als für andere.

Als Beispiel kann man die Suche nach den Worten "Doppelhobeleisen" und "Patent" ausprobieren:
http://www.google.de/search?hl=de&tbo=1&tbs=bks%3A1&q=Doppelhobeleisen+Patent
Das Ergebnis der Suche ist eine kurze Liste mit recht vielversprechenden Titeln. Leider sieht man von einigen Büchern nur kleine Textabschnitte, von den anderen nur die Titel und "keine Vorschau". Vollständig lesen kann man keines dieser Bücher.

Für einen US-Amerikaner sieht diese Trefferliste besser aus, denn er darf viel mehr Werke lesen. Zum Glück gibt es eine (legale) Möglichkeit, diese Beschränkung in vielen Fällen zu umgehen. Man muß nämlich nur in ein virtuelles Uncle-Sam-Kostüm schlüpfen, und das geht so:

Was Google von einem Besucher sieht, ist z. B. die sogenannte IP-Adresse. Diese Adressen sind weltweit eindeutig und identifizieren den Rechner, über den man im Internet surft. Das wird im Allgemeinen ein Rechner des jeweiligen Providers sein, und wenn der in Deutschland steht, ist man aus der Sicht von Google ein Deutscher. Zum Glück gibt es eine Reihe von sogenannten Proxy-Diensten, über die man auf Internetseiten zugreifen kann. Wenn diese Proxies nun in den USA stehen und man darüber die Google Buchsuche aufruft, dann ist man für Google Amerikaner und darf ganze Bücher lesen, wo wir nur Ausschnitte sehen können.

Eine Liste solcher Proxy-Dienste findet man z. B. auf den folgenden Seiten:
Liste aktueller Web-Anonymizer
Wikisource_Benutzer:Konrad_Stein

Jetzt wiederholen wir unsere Suche also über einen solchen Proxy-Dienst. Eventuell muß man mehrere probieren, denn der Zugang funktioniert nicht immer und oft sind diese Server überlastet. Zum Beispiel ruft man die Seite http://www.crossfirewall.com/ auf und gibt in das Feld den Link zur Google Buchsuche - http://books.google.de - ein. Das Google-Fenster erscheint und man sucht wieder nach den gleichen Begriffen. Und jetzt bekommt man einige der Titel als "Vollständige Ansicht". Zum Beispiel finden wir ein Patent der Firma Wilhelm Schmitt über ein Doppelhobeleisen.

Einschränkungen gibt es aber immer noch. Über diese Dienste kann man zwar viele Bücher online lesen, aber das Herunterladen des ganzen Buches als PDF-Datei geht oft nicht, weil die Datenmenge begrenzt ist. Dann kann man alternativ die IP-Adresse eines amerikanischen Proxy-Servers in die eigenen Browser-Einstellungen eingeben. Wie das geht, steht unter "Nutzung eines US-Proxys" unter dem folgenden Link:
http://de.wikisource.org/wiki/Wikisource:Google_Book_Search
Diese Seite bietet auch viele andere Informationen zur Google Buchsuche, weiteren Möglichkeiten der Umgehung bei Beschränkungen und zu rechtlichen Fragen.



Letzte Woche hatte ich ein Erlebnis der besonderen Art mit der Buchsuche. Jemand hatte mir ein Photo einer alten Maschine geschickt und wollte etwas über deren Zweck wissen. Die Antwort stand in einem Buch hinter mir im Regal. Aber gefunden habe ich Abbildung und Beschreibung der Maschine über Google. Der Name des Herstellers war der Schlüssel und führte mich zur Vorschau dieses Buches. Die entsprechende Seite war nicht in der Vorschau enthalten, aber da ich das Buch hatte, war das kein Problem.

Samstag, 16. Oktober 2010

Franz Wertheim, Hof-Werkzeugfabrikant in Wien

Die Geschichte der österreichischen Werkzeugfabrik Wertheim ist vermutlich eine der kürzesten, aber gehört sicher zu den interessantesten. Das liegt vor allem an der Persönlichkeit des Franz Wertheim, der keine Gelegenheit ausließ, sich und seine Erzeugnisse in der Öffentlichkeit darzustellen. Diese permanente Präsenz und seine Erfolge sowohl im gesellschaftlichen Bereich wie in der Werkzeugproduktion spiegeln sich in einer Fülle von Zitaten in der Literatur, die vor allem dank der Google-Buchsuche heute auch leicht zugänglich ist.

Als Sammler interessieren mich aber vor allem die Werkzeuge selbst, und da liegt die Schwierigkeit. Während z. B. Hobel des Wiener Konkurrenten Joh. Weiss & Sohn zumindest hier in Süddeutschland relativ häufig zu finden sind, besitze ich bisher nur wenige Hobel, die aus der Fabrik Wertheim stammen. Franz Wertheim hat aber mit seinem Werkzeugsortiment nicht nur an allen größeren Ausstellungen bis hin zu den Weltausstellungen teilgenommen, sondern diese Kollektionen anschließend an Museen und Technische Schulen verkauft. Im Vorwort zu seiner bekannten und auf den Ausstellungen ebenso wie seine Werkzeuge preisgekrönten "Werkzeugkunde" von 1869 beschreibt Wertheim selbst, welche Institute diese Sammlungen erworben haben.

Im Dezember 2007 machte mich ein befreundeter französischer Sammler darauf aufmerksam, daß im Online-Katalog des Pariser CNAM eine Reihe von Wertheim-Werkzeugen aufgelistet sind. Es stellte sich heraus, daß es sich um die Werkzeuge handelt, die nach der Pariser Weltausstellung von 1855 an das Conservatoire impériale des arts et métiers verkauft wurden. Pierre, der in der Nähe von Paris lebt, nahm Kontakt zum CNAM auf, und wir bekamen die Erlaubnis, diese einmalige Sammlung im Magazin zu besichtigen.

Aus Anlass des berühmten Flohmarktes in Bièvres war ich dann in diesem Frühjahr eine Woche bei Pierre in der Nähe von Paris, und wir verbrachten einen ganzen Tag im CNAM Magazin.

Wertheim hatte 1855 in Paris 1400 Werkzeuge ausgestellt. Einen Eindruck davon vermittelt eine Abbildung seines Standes auf der Pariser Ausstellung 1867, die in seiner "Werkzeugkunde" abgedruckt ist. Die vier großen Panele, die die Rückwand bildeten, bestückt mit Sägen, Drechslerwerkzeugen, Hobeleisen und Küferwerkzeugen, sind im CNAM noch in ihrer ursprünglichen Form vorhanden. Aber das ist längst nicht alles.

An einer anderen Stelle im Magazin gibt es mehrere Regalböden voller Wertheim-Werkzeuge, die meisten davon Hobel. Kisten über Kisten voller fabrikneuer Hobel, 155 Jahre alt. Wir durften alles anschauen, untersuchen (mit Schutzhandschuhen) und photographieren. Bilder muß ich vorläufig schuldig bleiben, weil uns die Veröffentlichung nicht erlaubt wurde. Ich werde aber noch mal im Museum nachfragen, ob die das Verbot wirklich aufrechterhalten wollen. Ersatzweise hier ein Link zu einem Schlichthobel von Franz Wertheim im Technischen Museum in Wien:


Was mich erstaunt hat: Nur wenige der Hobel sehen so edel aus wie dieser, und wie man es sich auf einer solchen Ausstellung vorstellen würde. Die meisten Hobel sind sehr schlicht, sauber gearbeitet, aber ohne Oberflächenbehandlung, mit dem Herstellerkennzeichen und meistens auch mit der aufgestempelten Bezeichnung versehen.

Es gibt einige Hobel, die ich vorher noch nie gesehen hatte und deren Namen ich in meiner Kopie der "Werkzeugkunde" nachschlagen mußte. Zum Beispiel der "Facennuthhobel", der parallele Nuten mit dreieckigem Querschnitt hobelt. Der Anschlag hat unten die gleiche Form wie der Hobel selbst und läuft beim Anfertigen der zweiten und der folgenden Nuten in der jeweils benachbarten. Die "Nuthsäge", die aussieht wie ein Nuthobel und auch so geführt wird, die aber Nuten verschiedener Breiten sägen kann. Oder der "Winkelhobel", der zwei unter einem rechten Winkel stehende Flächen auf einmal hobelt. Von Wertheim entwickelt ("von uns zuerst construirt"), dürfte dieser Hobel allerdings keine weite Verbreitung gefunden haben.




Pierre war derweil damit beschäftigt, die ebenfalls reichlich vorhandenen französischen Hobel aus dieser Zeit zu inspizieren. Und auch sonst war der Besuch in dem Museumsmagazin sehr interessant, denn wir durften uns frei bewegen und es gab jede Menge faszinierender Maschinen und Modelle zu sehen. Eigentlich schade, daß diese Schätze dort so versteckt lagern, und ein Tag war natürlich viel zu wenig, aber ich habe mir vorgenommen wiederzukommen.

Und dann ist da ja noch das Technische Museum in Wien, wo Werkzeuge von Wertheim von der Gewerbeausstellung 1845 lagern. Österreich ist von München aus nicht ganz so weit, und ich könnte mir dann auch die teilweise noch vorhandenen Werkzeugfabriken in Wien und Neustift anschauen.

Mittwoch, 6. Oktober 2010

Werner und Eric Raggenbass, Werkzeughersteller in Genf

Diesen Link bekam ich von einem ungarischen Leser meiner Homepage:


Er führt zu einem 45minütigen Video über Werner und Eric Raggenbass, Hersteller von Holzwerkzeugen in Genf. Die Firma war mir bisher unbekannt. Nur in dem neuen, lesenswerten Werk über französische Hobel und Hersteller von Pierre Bouillot (Les Rabots, Edition Vial, 2010) fand ich eine Abbildung des Stempels dieser Schweizer Firma.

Der Film wurde 1983 gedreht und zeigt Vater und Sohn Raggenbass beim Herstellen einer Rauhbank und einer Gestellsäge. Zwischendurch wird viel über die Werkzeuge erklärt, und auch die Geschichte der Firma kommt nicht zu kurz. Der Film ist auf Französisch, deshalb habe ich leider nicht alles verstanden.


Für mich vor allem interessant ist der Bau der Rauhbank fast ganz ohne Maschinen. Der vorbereitete Holzklotz mit bereits aufgeleimter Sohle wird von Hand abgerichtet und mit der Hobelmaschine von Dicke gehobelt. Das Spanloch wird eingestemmt und das Bett für das Hobeleisen sorgfältig mit einem großen Beitel unter Zuhilfenahme der Schulter geebnet.

Dann wird das Eisen geschliffen und abgezogen, und dabei der Unterschied zwischen den alten verstählten und neueren Eisen ganz aus Stahl erklärt. Die Gabel des Keils wird mit der Schweifsäge ausgeschnitten und die langen Kanten mit einem kleinen Rundstabhobel bearbeitet. Für die Abrundung der senkrechten Kanten kommt eine Art Hohlbeitel zum Einsatz; dieses Werkzeug war mir bisher unbekannt. Zum Schluß wird der Handgriff eingeleimt und das Herstellerkennzeichen eingeschlagen.


Sicherlich sehr interessant wäre der mittlere Teil des Films, wo anscheinend über die alten Handwerker und ihr Leben gesprochen wird. Leider reichen dafür meine Sprachkenntnisse nicht aus.

Im letzten Teil zeigt Vater Werner Raggenbass den Bau einer Gestellsäge. In Sekundenschnelle sind die Hörnchen gedrechselt. Die Enden des Stegs werden ausgeschnitten und mit dem Beitel abgeschrägt. Während er die Säge zusammenbaut, demonstriert Raggenbass senior die verschiedenen Arten und Funktionen der Gestellsäge.


Die Erklärungen zu Hobeln und Sägen werden mit Abbildungen aus einem alten Katalog der Firma illustriert und immer wieder werden Photos aus der Geschichte der Firma eingestreut. Ein wirklich sehenswertes Video!

P.S. Die Abbildungen in diesem Beitrag stammen aus dem genannten Video. Das Copyright liegt bei Les archives de la TSR.

Samstag, 2. Oktober 2010

Hobelpatente von Richard Gebel

Vor einiger Zeit bekam ich eine Anfrage eines niederländischen Sammlers. Auf einem eisernen Hobel in seiner Sammlung war eine DRGM-Nummer eingeprägt, und er hoffte, daß ich etwas darüber wüßte. Bei meinem nächsten Streifzug im Deutschen Patentamt in München fand ich das zugehörige Gebrauchsmuster DRGM 280571 (18.05.1906) von Richard Gebel mit dem Titel "Schlichthobel mit einer winkelförmigen, durch Druck- und Zugschrauben verstellbaren Gegenplatte".

Leider läßt sich über diese alten Gebrauchsmuster nicht mehr herausfinden, weil die Dokumente im Deutschen Patentamt irgendwann vernichtet wurden.  Das betrifft zum Glück nicht die Patente, und ich fand tatsächlich eines von Richard Gebel  (DRP 88696, 11.02.1896). Die Patentschrift mit Zeichnungen habe ich auf dieser Seite wiedergegeben.

Richard Gebel versuchte mit dieser Entwicklung ein Problem zu lösen, das sich aus der Abnützung der Hobelsohle insbesondere vor dem Hobelmaul ergibt. Eine federnde Metallplatte vor der Schneide, die in vertikaler und horizontaler Richtung verstellbar war, sollte ausreichenden Druck auf das Holz ausüben, um das Einreißen vor der Schneide zu verhindern. Durch die horizontale Verstellung der Platte konnte das Hobelmaul enger gestellt werden. Die Federung sollte verhindern, daß sich eventuell dickere Späne in der Öffnung festklemmen.


An dem niederländischen Eisenhobel sieht man, daß Gebel das Patent offensichtlich überarbeitet hat und die Stellschrauben jetzt auf der Oberseite bzw. vorne am Hobel sitzen. Ich werde versuchen, noch detaillierte Bilder von diesem Hobel zu bekommen. Die ungewöhnliche Eisenbefestigung wird übrigens weder im Titel des Gebrauchsmusters noch in der Patentschrift erwähnt.

Vor kurzem nun wurde ein Hobel mit der oben genannten Patentnummer bei Ebay angeboten und ich bekam den Zuschlag. Das auffälligste Merkmal ist auch hier die Befestigung des Eisens mit einer hufeisenförmigen Klammer, die seitlich in den Hobelwangen drehbar gelagert ist. Im oberen Bogen befindet sich eine Rändelschraube, die sich auf dem Eisen abstützt. Durch das Anziehen der Schraube drücken die Enden der Hufeisenklammer unten seitlich auf das Eisen und halten es fest.


Das verstellbare Maul, das Gegenstand von Gebrauchsmuster und Patent ist, sieht bei meinem Hobel wieder völlig anders aus. An der vorderen Wand der Spanöffnung ist eine profilierte Metallplatte befestigt, gehalten von einer Schraube, die vom Fuß des Horns aus durch den Hobel geht. Die Größe des Hobelmauls wird mit zwei Schrauben justiert, die vom vorderen Ende des Hobels aus verstellt werden. Die horizontale und vertikale Position der Platte wird also von einer Zug- und zwei Druckschrauben bestimmt.


Der Hersteller des Hobels läßt sich nicht feststellen, es gibt keine Markierungen. Vor einigen Jahren wurde ein ganz ähnlicher Hobel bei Ebay angeboten. Mein Hobel ist also kein Einzelstück, und auch der Eisenhobel ist ein zweites Mal gesehen worden. Durchgesetzt hat sich das Patent aber anscheinend nicht. Dazu ist die Einstellung des Hobelmauls mit drei Schrauben zu umständlich, und offensichtlich gab es auch keinen Bedarf für eine vertikale Verstellung.

Bleibt noch zu erwähnen, daß zwei Jahre vor Gebels Patent Georg Ott ein Gebrauchsmuster angemeldet hat, das die Grundlage für die sogenannten Reformputzhobel (hier ein frühes Beispiel) ist.