Freitag, 10. September 2010

You need a band saw!

Im letzten Heft von Popular Woodworking stand ein Artikel von Michael Dunbar über Gestellsägen. Dunbar baut seit Jahrzehnten sogenannte Windsorstühle und gibt auch Lehrgänge dazu. Die Sitzflächen und einige der Stuhlteile sägt er mit der Gestellsäge aus, und er berichtet, daß ihm bei Vorführungen regelmäßig von Zuschauern zugerufen wird:

You need a band saw!

Nach Dunbars Meinung zeigt dieser Zwischenruf, daß amerikanische Holzwerker zu wenig über Gestellsägen wissen. Deshalb möchte er in diesem Artikel die Vorzüge zeigen und den Umgang mit diesen Sägen demonstrieren. Er arbeitet im Wesentlichen mit einer großen Gestellsäge für grobe Arbeiten und Auftrennschnitte und einer kleinen Schweifsäge. Beide sind mit relativ schmalen (10 bzw. 6 mm) Abschnitten eines Bandsägeblattes besetzt. Nun ist Dunbar mit seinen Stühlen vielleicht nicht unbedingt der richtige Kandidat, um den Amerikanern die Benutzung von Gestellsägen nahezubringen. Für seine Arbeiten braucht er nämlich vor allem Schweifsägen, was auch die schmalen Blätter erklärt. In seinem Artikel beschreibt Dunbar aber auch die Benutzung einer solchen Säge für lange Auftrennschnitte (also als Faustsäge), und da bin ich dann doch ins Grübeln geraten.

Nicht umsonst wird in deutschen Fachbüchern Gestellsäge nur als Oberbegriff für eine Reihe von spezialisierten Sägen benutzt: Faustsäge, Schittersäge, Schlitzsäge, Absetzsäge, Schweifsäge usw. Die Vorstellung, einen langen Auftrennschnitt mit einem Schweifsägeblatt bewerkstelligen zu müssen, treibt mir den Angstschweiß auf die Stirn. Das von Dunbar benutzte Blatt hat mit 5 tpi zwar eine übliche Zahnweite für solche Schnitte, aber das schmale Blatt macht es unnötig schwer, die Säge in der Spur zu halten. So bemerkt er in dem Artikel auch, daß man das Blatt beim Anheben der Säge etwas zurückzieht, um die Richtung leichter korrigieren zu können.

Auch sonst habe ich mit dem Artikel Probleme. Dunbar greift die Säge nicht mit den Händen an den beiden Enden des Sägearms, sondern mit einer Hand am Steg. Außerdem führt er die Säge mit der linken Hand (er ist Rechtshänder), was das Ganze zusätzlich erschwert. Wie man die Säge beim Fausten richtig hält, ist hier zu sehen (aus Karl Bieler: An der Hobelbank, 1954):



Richtig erschreckt hat mich dann das Video zu diesem Artikel, in dem Dunbar die verschiedenen Sägetechniken demonstriert. Der als so mühelos beschriebene Auftrennschnitt erinnert mich dort eher an meine ersten Versuche mit dem Fausten. Die offensichtlich zu gering geschränkte Säge verklemmt sich immer wieder in der Kerbe. Und das Brett, das nicht ordentlich an der Hobelbank befestigt ist, flattert und wird mit der Säge nach oben gezogen und der Fluß der Bewegungen unterbrochen.

Vielleicht sollte Michael Dunbar doch mal bei Frank Klausz vorbeischauen und sich die Benutzung der Faustsäge erklären lassen. Oder die Zurufe seiner Zuschauer ernst nehmen:

You need a band saw!

Donnerstag, 9. September 2010

Georg oder Friedrich?



Schon länger stehen diese vier Rundstabhobel in meiner Sammlung. Irgendwas stimmt nicht mit denen, aber was? Mir war zwar aufgefallen, daß ich dieses Keilwiderlager bei Ulmia-Hobeln noch nie gesehen hatte. Aber alle vier Hobel tragen das Markenzeichen mit dem Ulmer Münster. Warum sollte ich dann bezweifeln, daß sie aus der Fabrik von Georg Ott stammen?

Die Hobel sind allem Anschein nach relativ neu, was für mich bedeutet, daß sie nach dem Zweiten Weltkrieg hergestellt wurden. Aus dieser Zeit habe ich einige Ulmia-Kataloge, aber in keinem davon sind solche Rundstabhobel zu finden. Auch sehen neuere Ulmia-Hobel deutlich anders aus mit einem symmetrischen, massiven Horn und tailliertem Keil. Und schon seit den dreißiger Jahren sind die Fausthobel mit dem abgeflachten eisernen Keilwiderlager ausgestattet.

Neulich ist mir das Quartett wieder in die Hände gefallen, und plötzlich wußte ich, was mich an den Hobeln so irritiert hatte. Zum Vergleich stellte ich einen Fausthobel von Friedrich Ott daneben und die Ähnlichkeit war deutlich zu sehen: das gleiche Horn mit der schwungvoll abgewinkelten Spitze, der Keil mit den breiten Fasen und das eingeschraubte halbrunde Keilwiderlager.



Jetzt stellt sich die Frage, wie diese offensichtlich von Friedrich Ott hergestellten Hobel zu dem Markenzeichen der Firma Georg Ott kommen. Da ich die vier Hobel zusammen gekauft habe, könnte es sein, daß der Vorbesitzer die Marken angebracht hat. Dafür gibt es allerdings keine Anzeichen, die Marken sehen aus wie bei originalen Ulmia-Hobeln. Es gibt auch keine weiteren Markierungen, wie etwa den Trocken-Holz-Stempel von Friedrich Ott auf der Rückseite. Die Eisen sind ohne Stempel.

Bleibt noch die Möglichkeit, daß Friedrich Ott diese Hobel für Georg Ott gebaut und mit dessen Markenzeichen versehen hat. In einem Katalog aus den 40er Jahren sind genau solche Hobel enthalten. Sogar die Breite der Eisen stimmt überein:
http://www.holzwerken.de/museum/hersteller/kataloge/ott2_19.phtml

Über die Gründe kann man nur spekulieren. Trotz der Namensgleichheit waren die beiden Familien Ott nicht verwandt und über geschäftliche Beziehungen der Firmen ist bisher nichts bekannt. Gab es bei Ulmia einen Produktionsengpaß und Friedrich Ott hat ausgeholfen? Wollte Georg Ott auch mal schöne Hobel verkaufen? Da hätte er aber sein meiner Meinung nach besseres Keilwiderlager beibehalten sollen. Was könnte noch der Grund für diese Kinder-zweier-Väter-Hobel gewesen sein?

Vielleicht wird eines Tages ein Dokument auftauchen, das dieses Rätsel löst.

Warum bloggen?

ja, das habe ich mich auch gefragt. In einem amerikanischen Holzwerkerforum hat kürzlich jemand ebenfalls die Frage nach dem Sinn von Blogs gestellt. Für mich überraschend haben einige geantwortet, daß sie ihren Blog als eine Art persönliches Notizbuch verwenden. Und ich hatte gedacht, daß Blogger Leute mit etwas übertriebenem Mitteilungsbedürfnis wären.

Ich beneide Leute, die in der Lage sind, über was auch immer ein Notizbuch zu führen, das mehr ist als eine Sammlung von losen Zetteln. Für mich ist, leider, alles Handschriftliche Zeitverschwendung, so sehr habe ich mich an den Computer gewöhnt. Und deshalb gefällt mir die Idee, ein Notizbuch im Netz zu haben. Öffentlichkeit ist ein zusätzlicher Vorteil, denn schon oft habe ich von Lesern meiner Homepage wichtige Informationen bekommen. Das wäre ein schöner Nebeneffekt eines Notizbuchs im Netz.

Es kommt auch immer wieder vor, daß man an einem Thema arbeitet, das sich nicht für die Veröffentlichung auf der Homepage eignet oder noch nicht reif dafür ist. Für solche Schnipsel über Werkzeug, Hersteller, Patente oder ganz allgemein zum Thema Holzwerken möchte ich meinen Blog verwenden. Und einfach mal sehen, was daraus wird.