Donnerstag, 20. Januar 2011

Hobelbau klassisch - Die Nase

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Auf den ersten Blick scheinen die Nasen von Hobeln alle gleich auszusehen. Tatsächlich aber sind sie recht unterschiedlich und ihre Form kann einem schon Hinweise auf den Hersteller geben. Anders als bei den menschlichen Nasen kommt es bei Hobeln weniger auf Schönheit als auf gute Handhabung an. Ich wollte beides haben, eine schöne und handliche Nase.

Ich hatte in einem früheren Beitrag schon angedeutet, daß ich die Hobelnasen der Firma Friedrich Ott schöner finde als die von Georg Ott/Ulmia. Diese im oberen Bereich nach der Seite gebogenen Griffe, wie man sie auch bei Kneisel und Goedel findet, gefallen mir einfach besser als die klobigen geraden von Ulmia, Steiner und Famos/Esslinger & Abt. Damit war die Frage der Schönheit geklärt, aber wie sieht eine handliche Nase aus?

Über mangelnde Testmöglichkeiten kann ich nun wirklich nicht klagen, also habe ich einfach mal ein paar Griffe durchprobiert. Überrascht mußte ich feststellen, daß ausgerechnet eine seltene und wieder "ausgestorbene" Form sich als besonders handlich herausstellte. Das waren nämlich Hobel von Max Gaitsch, deren Vorderteil mich an ein Wikingerschiff erinnert. Das ist eigentlich kein Wunder, denn der untere von der Hand umfaßte Teil ist völlig in den Hobelkörper integriert und liegt damit gut in der Hand.

Für meinen ersten Hobel war mir diese Form der Nase aber dann doch zu exotisch. Und da ich in der Handhabung keine großen Unterschiede bei den anderen Herstellern feststellen konnte, habe ich mir einen Fausthobel von Friedrich Ott als Vorbild für die Nase genommen.

Die Form habe ich frei Hand auf einen Weißbuchenklotz skizziert und mit der Schweifsäge grob vorgeschnitten. Der untere Teil behielt vorläufig seinen rechteckigen Querschnitt, um das Einspannen für die weitere Formgebung und das Herstellen der Gratverbindung zu erleichtern.


Die grobe Form war schnell mit der Raspel hergestellt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut man geschweifte Holzoberflächen mit Raspeln und Feilen formen kann und wie schnell das geht.


Sieht doch schon gut aus!


Die Nase von deutschen Hobeln wird in den Hobelkörper eingegratet (einzige Ausnahme: ECE). Das untere Ende der Nase kann einfach auf dem Vorsprung aufsitzen, wird aber üblicherweise in eine eingebohrte Vertiefung versenkt, um die Verbindung noch zu verstärken. Das setzt voraus, daß man die Basis perfekt rund macht, und das habe ich mir nicht zugetraut. Deshalb habe ich diese Vertiefung kleiner als den Durchmesser der Nase gemacht und einen entsprechenden Zapfen abgesetzt. Ein Dübelverbindung wäre auch denkbar.

Die Gratnut im Hobelkörper habe ich wegen ihrer Größe und Lage etwas anders herstellen müssen als gewohnt. Nachdem ich den meisten Abfall in der Standbohrmaschine herausgebohrt hatte, war die Nut aber dann leicht mit einem Beitel herzustellen. Wesentlich schwerer getan habe ich mich mit dem Grat an der Nase. Vermutlich wäre es einfacher gewesen, zuerst den Grat mit dem Grathobel an einen quaderförmigen Klotz anzustoßen und danach mit der Formgebung der Nase zu beginnen.


Aber zum Glück ist der Grat nur sehr kurz, und ich finde auch, daß die Verbindung besser aussieht, wenn der Grat abgesetzt wird.

Nachdem die Nase eingepaßt war, habe ich noch den Keil auf die endgültige Länge gekürzt und oben abgerundet. Und so sieht der Hobel jetzt aus. Die Nase wird noch abgeschliffen und eingeleimt, und auch im Spanloch müssen die Oberflächen noch geputzt werden. Die Kanten will ich noch etwas abrunden. Und schließlich muß ich mir noch Gedanken machen, wie der Ballen, also der hintere obere Teil des Körpers aussehen soll, damit der Hobel auch bequem in der Hand liegt.


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10 Kommentare:

  1. Hallo Wolfgang,

    hast Du den Griff auch unten in den Körper eingelassen?

    Liebe Grüße
    Pedder

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  2. Hallo Wolfgang,

    Dein Ergebis läßt ersteinmal die Kinnlade herunterfallen...
    darf man fragen, wann Du in Serie geh´n wirst?

    Mag die knubbeligen Nasen von Ulmia&Co. auch nicht so gern. Die haben aber den Vorteil, daß sie notfalls auch von einem Linkshänder benutzt werden können.

    Der Grat wäre wohl tatsächlich einfacher an den Block vor Ausarbeitung der Nase angehobelt worden.
    Folgt noch ein Handschoner, Schlagknopf und Oberflächenbehandlung?

    Mit sprachosen Grüßen, Andreas

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  3. Hallo Pedder,

    die Nase hat unten einen runden Zapfen, der in einer entsprechenden Vertiefung sitzt. Das habe ich mal bei einem Baldauf-Hobel gesehen. Es ist zwar nicht die klassische Methode, aber dafür muß man nicht ganz so genau arbeiten:
    http://www.holzwerken.de/pics/blog/hobel_01_15g.jpg

    Gruß, Wolfgang

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  4. Hallo Andreas,

    vielen Dank, aber eine Serie wird es sicher nicht geben, das würde keinen Spaß mehr machen. Außerdem bin ich viel zu langsam;-)

    Diesen ersten Hobel will ich so einfach wie möglich halten, also ohne diesen modernen Schnickschnack wie Schlagknopf und Handschoner. Aber geölt wird er noch. Ich denke, daß er sich dann besser anfühlt. Und die Weißbuche ist mir auch zu hell und zu langweilig im rohen Zustand.

    Gruß, Wolfgang

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  5. Hallo Wolfgang,

    Danke für die Erläuterung. Das mag zwar nicht die klassische Methode sein, aber sicher die bessere. So hast Du eine saubere Schulter, die etwaige Fehler abdeckt. Perfekt!

    Liebe Grüße
    Pedder

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  6. ist ja mal eine klasse Arbeit..schön das man sowas noch in Handarbeit zu sehen bekommt und du dir solch Mühe gibst...zieh meinen Hut...saubere Sache...

    lg Sven

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  7. Hallo Wolfgang,

    Zufaellig habe ich dein blog gefunden und die bau dieser Hobel hat mir sehr angesprochen, weil ich selber auch so etwas versuche. Bilder gibt es auf mein blog http://seekelot.blogspot.com/2011/04/schaafje-maken.html
    Tekst ist leider nur im Niederlaendisch, aber es gibt auch ein google translate knopf.

    Ist dein Hobel schon fertig? Und wie funktioniert es? Hast du auch problemen mit verstopften Maul? Die Deutsche Hobel mit Nase sind sehr handlich. Ich habe eine alte Ulmia Reformhobel (meine Leiblingshobel) und eine vonPeter Duessing. Mann hat mit die Nase immer gutte Grif. Trotzdem ist die einfache block Bauweise auch nicht slecht.

    Mit freundliche Gruesse, Kees

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  8. Hallo Kees,

    ja, ich habe Deine Fragen und Deinen Bericht im Woodnet-Forum und in Deinem Blog gesehen. Hast Du das Problem mit dem verstopften Maul lösen können? Ich denke auch, daß Deine Keilspitzen zu lang sind.
    Mein Hobel ist immer noch nicht ganz fertig. Im Winter war es mir oft zu kalt in der Werkstatt oder ich hatte keine Lust. Aber es geht bald weiter.

    Gruß, Wolfgang

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  9. Hallo Wolfgang,

    Erstmal großes Lob, schicke Blog-seite!
    Jetzt war es schon so lange ruhig um den Beitrag, gibts neues von dem Hobel? Ist er fertig, gibt es Bilder?
    (Falls ich zu doof war entsprechenden Beitrag zu finden, bitte ich um Nachsicht ;-)

    Grüße
    Tobias

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  10. Vielen Dank, Tobias!

    Ich muss gestehen, dass der Hobel immer noch nicht ganz fertig ist. Er muss eigentlich nur noch geölt werden, die sonstigen Feinarbeiten sind gemacht. In der letzten Zeit bin ich aus verschiedenen Gründen selten in der Werkstatt gewesen. Die Arbeit am PC hat einen zu großen Raum eingenommen, das muss sich wieder ändern. Und spätestens dann wird es einen abschließenden Bericht zu diesem Hobelbau geben.

    Gruß, Wolfgang

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